MHI Unternehmensgruppe

Track & Trace von Explosivstoffen
Ein Praxisbericht ein halbes Jahr nach der Einführung

„Ich bin mit dem Ontaris System äußerst zufrieden. Insgesamt gesehen ist der Zeitaufwand geringer, das Ganze läuft einfacher und schneller. Ich will das grüne Buch nicht mehr wieder­haben.“

„Aufgrund der Situation bei den Sprengstoffherstellern war eine Einführungsphase bei uns nicht machbar, auch wenn sie vorher eingeplant war. Das lag vor allem an den elektronischen Liefer­scheinen, die nicht flächendeckend zur Verfügung standen.“

Es ist 7 Uhr in der Frühe. Ein wunderschöner Herbsttag kündigt sich an. Auf dem Hof steht ein LKW mit einer Sprengstofflieferung. Der Sprengstoff wird mit dem Stapler abgeladen und in die Schaufel des Radladers umgeladen, der ihn anschließend zur Sprengstelle bringen wird.

Wareneingang: einfach und schnell
Alfons Planken, der verantwortliche Sprengmeister der SHI (Sauerländer Hartkalkstein-Industrie GmbH) in Bad Wünnenberg, überprüft während dessen schon einmal die Lieferung. Anhand des Lieferscheins geht er die einzelnen Positionen durch und hakt sie ab. Das ist Routine, seit Jahren wird so jede Lieferung von ihm entgegengenommen und geprüft. Dass er jetzt noch einen robusten Tablet-Computer mit einem kleinen Scanner zur Hand nimmt und die Ware hiermit überprüft, das ist seit April neu. Nach 10-15 Scans gibt er die Ware zur Überführung auf die Sprengstelle frei, drückt auf das Display des Tablet Computers und bucht den Sprengstoff in das elektronische Sprengmittel-Lagerbuch ein.

Die neue EU-Richtline
Diese neue Technik hat vor einem halben Jahr in der gesamten Unternehmensgruppe der MHI (Mitteldeutsche Hartstein-Industrie Gruppe) Einzug gehalten; einige Monate, bevor am 5. April 2015 die europaweit gültige Richtlinie in Kraft getreten ist. Seitdem ist jedes Unternehmen, welches mit Spreng- und Zündmitteln umgeht, verpflichtet, die lückenlose Rückverfolgung des verwendeten Artikels zu gewährleisten. Dass dies in der Branche anfänglich nicht sehr positiv aufgenommen wurde, sondern eher mit vielen Ängsten behaftet war, weiß auch Alfons Planken zu berichten. „Es gab keine Möglichkeit sich vor der Einführung mit dem neuen System vertraut zu machen, es gab keine Zeit zum Üben, da vor allem die Sprengstoff-Hersteller noch nicht so weit waren“.

Seit dem 5. April 2013 sind alle Hersteller von Sprengstoff verpflichtet, jeden einzelnen Zünder, Patrone oder Sprengschnur mit einer eindeutigen Nummer zu kennzeichnen. Man einigte sich darauf, diese Kennzeichnung, neben der nummerischen Darstellung, über einen DataMatrix-Code auf jeden einzelnen Artikel vorzunehmen. Am 5. April 2015 trat die Rückverfolgungspflicht dann auch für die Verbraucher in Kraft. Das hat zur Folge, dass alle einzelnen Nummern beim Wareneingang dokumentiert werden müssen und entsprechend auch, welche wann verbraucht werden.

Um das ganze praxistauglich zu machen, legten die europäischen Sprengstoff-Hersteller fest, jeder Lieferung einen digitalen Lieferschein, in Form einer XML-Datei, beizufügen, in dem alle einzelnen Identifikationsnummern der gelieferten Sprengstoffe enthalten sind.

Alle Warten, doch worauf?
Vor Inkrafttreten der Richtlinie im April 2015 wurde das Thema „Track and Trace von Explosivstoffen“ sehr kontrovers diskutiert. Es war seit 2013 immer wieder ein Hauptbestandteil auf Tagungen und Seminaren. Nur die Umsetzung kam nicht in Gang. Die Zeit verstrich, ohne greifbare Resultate hervorzubringen. Die Hersteller lieferten keine digitalen Lieferscheine, weil es angeblich keine Anwender gab, die diese Daten mit der Lieferung erhalten wollten. Alle warteten ab. Aber worauf?

Entwicklung einer Lösung durch Ontaris
Ende 2013 startete die Firma Ontaris GmbH & Co. KG aus Wuppertal in enger Zusammenarbeit mit mehreren Steinbrüchen, Bergwerken und Sprengstoffhändlern, ein einfach zu bedienendes und optimal auf den Anwendungsfall hin abgestimmtes System neu zu entwickeln und suchten von ihrer Seite her Unternehmen, um erste Praxiserfahrungen zu sammeln. „Alles war neu. Die Sprengberechtigten in den Unternehmen waren es nicht gewohnt mit dem Computer zu arbeiten. Außerdem waren die Abläufe, wie der digitale Lieferschein vom Lieferant übermittelt werden würde, komplett unklar. Man hatte das Gefühl, niemand wollte den ersten Schritt tun.“ so Martin Schüßler, Geschäftsführer der Ontaris GmbH.

Einführung bei der MHI-Gruppe
Zur gleichen Zeit thematisierte die MHI die neue Richtlinie frühzeitig in der Unternehmensgruppe und schaute sich nach einem geeigneten Anbieter für die Umsetzung um. Im Sommer 2014 fanden so erste Gespräche mit der Firma Ontaris statt.

Die MHI war schnell von dem Ontaris Sprengmittel Lagerbuch überzeugt. Die Sprengberechtigten der einzelnen Werke empfahlen die Lösung für die MHI-Gruppe, so dass die Einführung Anfang 2015 stattfinden konnte. Leider waren zu diesem Zeitpunkt die Sprengmittel-Hersteller mit Ihrer IT und den Schulungen der neuen Abläufe noch nicht soweit, dass sie regelmäßig und zuverlässig die digitalen Lieferscheine den Lieferungen beigeben konnten. „Das kostete sehr viel Energie, und die Sprengberechtigten hatten kaum Zeit, sich mit dem neuen System vertraut zu machen, bevor es dann im April 2015 umgesetzt werden musste.“ erzählt Katharina Hermsen, Vorstandsassistentin Technik der MHI Gruppe.

Rückbuchung des nicht verbrauchten Sprengstoffs
Auf der Sprengstelle ist inzwischen die Sprengung soweit vorbereitet. Die Löcher sind gefüllt, die Zünder verdrahtet. Der nicht benötigte Sprengstoff wird wieder zurück zum LKW des Lieferanten gebracht. Dort scant Alfons Planken die Kartons und einige Zünder mit Hilfe des Ontaris-Systems zurück zum Lieferanten. Ein Klick auf die Lagerkontrolle gibt ihm sofort die Sicherheit, dass er alle Buchungen korrekt durchgeführt hat. Der Lagerbestand zeigt ein leeres Lager an und die Lagerbewegung enthält alle durchgeführten Aktionen.

Fazit
Dass es in der Praxis immer wieder Dinge gibt, die im Gesetz nicht geregelt sind, weiß Martin Schüßler zu berichten. „Nirgendwo steht geschrieben was ich machen muss, wenn ich Sprengstoff von der Sprengstelle wieder zurück in mein Lager nehmen muss, oder zum Lieferanten zurückgebe, wenn das Fähnchen mit dem Barcode verschmutzt oder verloren gegangen ist. Wir haben für diese Fälle eine sehr einfache, pragmatische Lösung gefunden. Wir haben unser System in den letzten Monaten immer wieder weiterentwickelt, damit unserer Kunden noch besser damit arbeiten können.“

Auch Alfons Planken zieht für sich, nach anfänglich großer Skepsis, ein positives Fazit aus dem ersten halben Jahr der praktischen Umsetzung mithilfe des Tablets: „Ich bin mit dem Ontaris System äußerst zufrieden. Insgesamt gesehen ist der Zeitaufwand geringer, das Ganze läuft einfacher und schneller. Ich will das grüne Buch nicht mehr wiederhaben.“